Notfallplanung – Handlungshilfe für Betreiber und Eigentümer

Empfehlungen zur Erstellung eines massgeschneiderten Notfallplans – mit Blick auf typische Gefährdungen wie:

  • Erdbeben, Brände und Explosionen
  • Überschwemmungen und Frostschäden
  • Flüssigkeitsaustritte und Leckagen
  • Schnee- und Sturmereignisse
  • Vegetations- und Waldbrände

Ein effektiver Plan sollte idealerweise in enger Abstimmung mit lokalen Behörden wie der Feuerwehr entwickelt werden, um im Ernstfall reibungslos und abgestimmt handeln zu können. Ziel der Empfehlungen ist es, Eigentümer, Betreiber und Nutzer von Liegenschaften dabei zu unterstützen, die Auswirkungen potenzieller Schadenereignisse auf Sachwerte und Betriebsabläufe zu minimieren. Es liefert konkrete Hinweise zur Struktur und Umsetzung eines professionellen Notfallkonzepts – ersetzt jedoch keine gesetzlichen Vorschriften oder behördlich geforderten Richtlinien zur Notfallplanung.

Warum ein Notfallplan unverzichtbar ist

Ein durchdachter und gut umgesetzter Notfallplan ist entscheidend, um im Ernstfall Schäden zu begrenzen und Betriebsunterbrechungen zu minimieren. Fehlt ein solcher Plan, können Ereignisse wie Brände, Überschwemmungen oder technische Ausfälle zu erheblichen Sachschäden und langwierigen Produktionsstillständen führen – mit direkten Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität des Unternehmens. Ein strukturierter Notfallplan stellt sicher, dass sowohl interne Teams als auch externe Einsatzkräfte koordiniert und wirkungsvoll reagieren können. Dadurch lassen sich Ausmass, Dauer und wirtschaftliche Folgen eines Vorfalls deutlich reduzieren.

Zusätzlich erhöht ein eingeführter Plan die Wahrscheinlichkeit, den Geschäftsbetrieb während oder nach einem Schadenfall aufrechterhalten zu können – ein entscheidender Faktor für Resilienz und Kontinuität.

Standortbewertung & Notfallplanung: Risiken verstehen, Zusammenarbeit stärken

Ein effektiver Notfall- und Einsatzplan beginnt mit einer fundierten Standortbewertung. Dabei sollten relevante öffentliche Stellen, wie Feuerwehr oder Katastrophenschutz, frühzeitig einbezogen werden. Diese Partnerschaft bietet drei wesentliche Vorteile:

  • Gezielte Reaktion auf standortspezifische Notfälle
  • Koordination von Personal und Ausrüstung zwischen internen Teams und externen Einsatzkräften
  • Strategische Unterstützung bei der Entwicklung wirksamer Maßnahmen zur Vorfallbewältigung

Neben der Risikoanalyse ist auch zu prüfen, wie schnell und unter welchen Bedingungen ein Standort nach einem Schadenfall wieder betriebsbereit sein kann.

Für diese Gefährdungen sollten spezifische Notfallpläne entwickelt werden:

  1. Erdbeben→ In Regionen mit Wiederkehrintervallen von 50 bis 500 Jahren
  2. Brände→ Generell erforderlich
  3. Hochwasser→ In Überschwemmungsgebieten mit mindestens 100-jährlichem Wiederkehrintervall
  4. Frostereignisse→ An Standorten mit min. -7 °C als 100-jährliches Minimum
  5. Flüssigkeitsleckagen→ Für Standorte mit wasserempfindlicher Technik oder Materialien
  6. Schneelasten→ Bei möglichen Bodenschneelasten über 0,5 kN/m²
  7. Waldbrandrisiko→ In gefährdeten Vegetationszonen
  8. Sturm- und Windlasten→ Für alle Standorte mit erhöhter Exposition

Einsatzplanung unter Einbezug externer Kräften

Ein strukturierter Einsatzplan sollte so ausgearbeitet sein, dass er im Notfall unmittelbar und effizient umgesetzt werden kann. Ergänzend ist zu prüfen, bei welchen Risiken eine Einbindung externer Einsatzkräfte im Rahmen eines abgestimmten Notfallplans sinnvoll oder erforderlich ist – etwa bei Grossschadenszenarien, kritischer Infrastruktur oder Standortkomplexität.

Bausteine eines effektiven Einsatzplans

Ein durchdachter Einsatzplan sollte auf die spezifischen Gegebenheiten Ihres Standorts abgestimmt sein. Die folgenden Elemente bilden die Grundlage für eine wirkungsvolle Notfallvorbereitung:

Standort- und Übersichtspläne

Dem Einsatzplan sollten ein aktueller Standortübersichtsplan sowie ein Grundriss des gesamten Geländes beigefügt werden. Je nach Risikosituation empfiehlt sich die Ergänzung um Details zur Gebäudekonstruktion, zu Brandschutzsystemen, Versorgungseinrichtungen und besonderen Gefahrenquellen.

Massnahmen durch eigene Mitarbeiter

Im Plan sollten alle interne Massnahmen und Zuständigkeiten dokumentiert werden – unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien:

  • Gibt es Schichtbetrieb oder 24/7-Besetzung?
  • Dürfen bestimmte Tätigkeiten nur von autorisiertem Personal durchgeführt werden (z. B. Kontrolle von Brandschutzarmaturen oder Sprinklerpumpen)?

Massnahmen externer Einsatzkräfte

Auch die Rollen externer Notfalldienste (z. B. Feuerwehr, Rettungsdienste, technische Dienste) sollten klar im Einsatzplan definiert werden – einschliesslich der Abstimmung mit den jeweiligen Ansprechpartnern vor Ort.

Einsatzleitung & Koordination

Ein Einsatzleitsystem sollte eingerichtet werden, in dem die verantwortlichen Personen für die übergeordnete Koordination am Standort benannt sind. Eine klare Führungsstruktur im Notfall ist entscheidend für eine schnelle und sichere Reaktion.

Notfallübungen & Tests

Regelmässige Notfallübungen sind ein zentraler Bestandteil jeder Einsatzplanung. Sie tragen dazu bei, Abläufe zu verinnerlichen, Schwachstellen aufzudecken und die Zusammenarbeit aller Beteiligten – intern wie extern – zu stärken. Planen Sie regelmässige, dokumentierte Übungsszenarien, angepasst an Ihre individuellen Risikolagen.

Der Notfallplan

Ein wirksamer Notfallplan sollte schriftlich dokumentiert und auf die individuellen Gegebenheiten des Standorts abgestimmt sein. Als Mindestanforderung sollte er folgende drei Kernbereiche enthalten:

1. Zielsetzung und Einsatzgrenzen

Der Plan sollte die grundsätzlichen Ziele des Unternehmens im Notfallmanagement klar benennen. Zudem sollten bewusst gesetzte Einsatzgrenzen bei bestimmten Szenarien definiert werden – etwa:

  • Verzicht auf aktive Brandbekämpfung bei bestimmten Gefahrensituationen (z. B. Brände mit brennbaren Flüssigkeiten oder bestimmter Metallbrände)
  • Fokus auf schadenbegrenzende Massnahmen bis zum Eintreffen externer Einsatzkräfte

2. Unternehmensrichtlinie & Führungsverantwortung

Der Notfallplan sollte eine Erklärung der Unternehmensleitung enthalten, die die grundsätzliche Verantwortung und das Bekenntnis zur Umsetzung des Plans zum Ausdruck bringt. Das schafft Transparenz und stärkt die Akzeptanz innerhalb der Organisation.

3. Zuständigkeiten & Verantwortliche

Im Plan müssen die verantwortlichen Personen oder Funktionsbereiche namentlich oder mit Funktionsbezeichnung genannt werden, die für:

  • die Erstellung,
  • die Pflege und
  • die Aktivierung des Notfallplans verantwortlich sind.

Klare Kommunikation & strukturierte Einsatzteams im Notfall

Ein wirksames Notfallmanagement beginnt mit klar definierten Kommunikationswegen und strukturierten Zuständigkeiten:

  • Für jeden Notfallplan sollten verantwortliche Personen und Stellvertretungen benannt sein.
  • Es sind primäre und alternative Kommunikationssysteme (z. B. Funk, Notruftelefone, Sprechanlagen) festzulegen.
  • Alle relevanten Teammitglieder müssen mit aktuellen Kontaktinformationen versorgt sein, auch für ausserhalb der regulären Betriebszeiten.
  • Die Struktur des Notfallteams sollte standortspezifisch definiert und um klare Aufgabenbeschreibungen ergänzt werden.
  • Zudem ist sicherzustellen, dass im Notfall ausreichend Ausrüstung und Ressourcen zur Verfügung stehen – insbesondere zur sicheren Handhabung und Beseitigung gefährlicher Stoffe wie brennbare Flüssigkeiten, ätzende Chemikalien oder pyrophore Materialien.
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